Zum Inhalt springen

Wohnungsbau

Blick vom Kronsberg auf Hannover Foto: Emil Lazar/stockAdobe.com

Wohnungsbau in der ­Offensive

Am Berg und am Wasser: In Hannover entsteht Wohnraum mit Aussicht und besonderem Flair. Hoch oben in der Luft steht ein Krokodil. Gleich daneben ein ­Pinguin. Beide sind gut fünf Meter lang. Überragt ­werden sie von einem Fantasiegebilde: Ein Trilobite Kite mit ­seinen eindrucksvollen Tentakeln umfasst ­gigantische 64 Quadratmeter. Der Grund für diese spektaku­lären Flugobjekte: Es ist Drachenflieger­treffen auf dem Kronsberg, der mit 118 Metern höchsten natürlichen Erhebung Hannovers. „Selbst den großen Modellen ­reichen zwei Windstärken zum ­Abheben“, erzählt einer der vielen Drachen-Fans, die sich hier mit ihrem Club regelmäßig treffen.

Die tanzenden Drachen bannen den Blick gen Himmel. Doch Dank der Fernsicht stechen von hier oben auch viele prägnante Bauwerke der Landeshauptstadt ins Auge. Zudem die zahlreichen Baukräne, an denen der Blick in Richtung Messetower hängen bleibt. Sie kennzeichnen Kronsberg-Süd. Es ist das derzeit größte niedersächsische Baugebiet, wird von den Vermarktern Kronsrode genannt und umfasst 3.500 Wohneinheiten für rund 8.000 Menschen. Kronsberg-Süd soll ein für alle Generationen attraktiver Wohnort ­werden – mit sehr guter Infrastruktur, vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten, einer Grundschule und Kindertagesstätten. Ein Park und Cafés versprechen Raum zur Entspannung und als Treffpunkt. Und über die Autobahnen A 37 und A 7, die Bundesstraßen B 6 und B 65 sowie die Stadtbahn­linie 6 ist das Gebiet hervorragend an den Fernverkehr und die Innenstadt angebunden.

Dieses erste Wohngebiet am Kronsberg besteht aus rund 3.000 Wohneinheiten in zwei- bis viergeschossiger Bauweise. Erstmals ­wurde damals in Deutschland eine Wohnsiedlung dieser Größen­ordnung flächendeckend in Niedrigenergiestandard errichtet. Foto: Emil Lazar/stockAdobe.com
Dieses erste Wohngebiet am Kronsberg besteht aus rund 3.000 Wohneinheiten in zwei- bis viergeschossiger Bauweise. Erstmals ­wurde damals in Deutschland eine Wohnsiedlung dieser Größen­ordnung flächendeckend in Niedrigenergiestandard errichtet. Foto: Emil Lazar/stockAdobe.com

Der Expo-Geist lebt

Sieben Bauunternehmen, darunter sechs aus Hannover, sind in Kronsberg-Süd aktiv. Für Stadtbaurat Thomas Vielhaber „leistet die Landeshauptstadt Hannover damit einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Wohnungsbauoffensive, die mittelfristig die Wohnraumversorgung in unserer Stadt sicherstellt. Gleichzeitig entsteht mit Kronsrode ein modernes und grünes Stadtquartier, welches die Entwicklungen am Kronsberg seit der Expo 2000 vollendet.“

Tatsächlich sorgte der Kronsberg im Umfeld der Weltausstellung Expo 2000 international für Aufsehen: Die ökologische Siedlung am Westhang wurde auf dem Weltstädtegipfel World City Summit 2012 in Singapur als eines der 100 innovativsten Infrastrukturprojekte der Welt gewürdigt.

Dieses erste Wohngebiet am Kronsberg besteht aus rund 3.000 Wohneinheiten in zwei- bis viergeschossiger Bauweise sowie Schulen, Kindergärten, Geschäften, einem Stadtteilzentrum und dem Evangelischen Kirchenzentrum Kronsberg. Die flächensparende Bauweise verbunden mit einer hohe Bebauungsdichte und abwechslungsreicher Architektur sorgt für urbane Atmosphäre.

Erstmals wurde damals in Deutschland eine Wohnsiedlung dieser Größenordnung flächendeckend in Niedrigenergiestandard errichtet. Der Heizenergieverbrauch je Haushalt liegt etwa 40 Prozent und der Kohlendioxidausstoß fast 75 Prozent niedriger als bei konventioneller Bauweise. Fakten, die überzeugen: Das Konzept führte zu dem Rats­beschluss, diese Standards im gesamten Stadtgebiet anzuwenden – nicht nur bei Neubauten, auch im Bestand.

Die Prinz-Albrecht-Kaserne im Stadtteil Bothfeld wurde in ein neues Wohnquartier umgewandelt. Foto: fotobild40/stockAdobe.com
Die Prinz-Albrecht-Kaserne im Stadtteil Bothfeld wurde in ein neues Wohnquartier umgewandelt. Foto: fotobild40/stockAdobe.com

Mit der Stadtbahn zur Riviera

Noch höher als am Kronsberg geht es auf dem Gelände der Mülldeponie Hannover hinauf: Der Nordberg, im Volksmund „Monte Müllo“, misst 121 Meter und zählt zu den größten Rekultivierungsprojekten Deutschlands. Dieser Berg wird nur beim Entdeckertag der ­Region Hannover zum Ausflugsziel. Dann sind hier, alljährlich im Spät­sommer, mehrere Tausend Schaulustige auf Gipfeltour. Das exklusive Erlebnis im Stadtteil Lahe ermöglicht Aussichten bis zum Brocken im fernen Harz wie auch auf den benachbarten Altwarmbüchener See. Der knapp 50 Hektar große Baggersee mit Sandstrand und Liege­wiesen wird im Sommer zum Publikumsmagnet – und deshalb auch gern als „Riviera von Hannover“ bezeichnet. Vom Stadtzentrum Hannovers aus ist man gut 20 Minuten mit der Stadtbahn unterwegs und kann nach einem kurzen Fußweg ins kühle Nass springen. Oder an Bord gehen: Rund 700 Aktive des Wassersportvereins Altwarmbüchen sind hier beim Segeln, Rudern und Stand-up-Paddling aktiv.

Früher Militär, heute Familien

Lahe ist mit rund 2.200 Einwohnerinnen und Einwohnern der ­kleinste Stadtteil im Stadtbezirk Bothfeld-Vahrenheide, der als Paradebeispiel für Konversion gilt. In diesem Fall für die Umnutzung von Kasernen­geländen zu neuen Wohnquartieren. So wurde zwischen 1998 und 2004 aus der Prinz-Albrecht-Kaserne im Stadtteil Bothfeld das Prinz-­Albrecht-Carré mit 128 Reihenhäusern, 34 altersgerechten Woh­nungen und einer Kindertagesstätte. Im selben Bezirk, im Stadtteil Sahlkamp, liegt das Gelände der ehemaligen Freiherr-von-Fritsch-­Kaserne, das ab 2023 bebaut werden soll. Auf einer Fläche von 270.000 Quadratmetern sind 770 Wohnungen als Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihen­häuser sowie in Mehrfamilienhäusern geplant. An der ­Ada-Lessing-Straße sollen Supermärkte und andere Gewerbeimmo­bi­lien entstehen. Zudem sind eine 25.000 Quadratmeter große ­P­­ark­anlage mit Freizeitangeboten und zwei Kindertagesstätten vorgesehen.

Ein neuer Stadtteil am Wasser

Das beeindruckendste Beispiel für ein neues Wohngebiet ist die Wasserstadt Limmer, die auf einem ehemaligen Industriegelände entsteht. Bis 1999 hatte hier die Continental AG einen Produktionsstandort. Auf der rund 240.000 Quadratmeter großen Fläche sind die ersten von insgesamt 1.800 Wohneinheiten bereits fertiggestellt. Gebaut werden Geschosswohnungen und Reihen- oder Stadthäuser für etwa 3.500 Menschen. „Die Wasserstadt Limmer ist das größte innenstadtnahe Bauprojekt Hannovers und somit ein bedeutender Schritt Richtung Zukunft. Wir schaffen dringend benötigten Wohnraum in einem gut durchmischten, lebendigen Quartier mit hoher Lebensqualität. Ich freue mich, dass die Wasserstadt nun bereits erste Formen annimmt und Leben in die Gebäude einkehrt“, so Stadtbaurat Thomas Viel­haber.

Das Areal beeindruckt vor allem durch seine Lage am Wasser auf ­einer Art Halbinsel zwischen Leineabstiegskanal und Stichkanal Linden.
Das sorgt für besonderes Flair – und tolle Möglichkeiten für Wassersportler.

Foto: Dominic Beuvers/stockAdobe.com
Foto: Dominic Beuvers/stockAdobe.com
Foto: Marem/stockAdobe.com
Foto: Marem/stockAdobe.com

Auf dem alten Industriegelände von Continental am Leineabstiegs­kanal soll die Wasserstadt Limmer entstehen.

Auf dem Stand-up-Board in die City

Vor allem die zahlreichen Stand-up-Paddlerinnen und -Paddler sind hier in Aktion. Von den Brücken lässt sich beobachten, wie populär dieser Sport geworden ist. Mit ein bisschen Ausdauer geht es von Limmer auf dem Kanal bis zur Leine und zur Ihme – auf die wohl coolste Art. Eine Erfrischungspause am Strandleben zählt für viele zum festen ­Programm. Es locken Sandstrand, Bar und chillige Musik. Der Beachclub liegt auf der Fährmannsinsel. Die ist eigentlich gar keine Insel, sondern eine Landzunge am Zusammenfluss von Leine und Ihme. Von 1877 bis 1947 gab es hier eine Seilfähre hinüber in den Stadtteil Linden-Nord.

Folgt man der Ihme weiter stromauf, so ist das Ihmezentrum unübersehbar. Diese „Stadt in der Stadt“ wurde Anfang der 1970er-Jahre im Stil des Brutalismus erbaut, auf dem damals größten gegossenen Betonfundament Europas. Rund 20 Jahre lang war das Ihmezentrum ein lebendiger Ort zum Leben, Einkaufen und Ausgehen. Die Wohnungen sind nach wie vor beliebt, doch Einzelhandel und Gastrononie konnten sich nicht halten. Seit dem Jahr 2000 hat der Gebäudekomplex mehrfach den Besitzer gewechselt; die dringende Sanierung geriet deshalb immer wieder ins Stocken.

Auf dem Wasserweg erscheinen die Dimensionen des Ihme­zentrums besonders eindrucksvoll. Erst nach über 500 Metern wird der Beton­riese vom Capitol-Hochhaus abgelöst. Im Stil des Backstein-­Ex­pressionismus 1930 erbaut, weist das turmartige Gebäude den Weg nach Linden, das 1920 eingemeindet ­wurde und heute aus den Stadt­teilen Linden-Mitte, -Nord und -Süd besteht. Mit ­seinen schönen Gründerzeithäusern, neuem Wohnraum in Baulücken und auf ­Brachflächen sowie vielfältigen Einkaufs- und Ausgehzielen bietet ­Linden ein hohes Maß an Lebensqualität. Hier liegt auch die mit 89 Metern dritt­höchste Erhebung der Landeshauptstadt: der Lindener Berg. Zum Drachen­steigen ist der nicht geeignet. Aber dafür gibt es einen idyllischen Biergarten. Und den ­beliebtesten Ort Hannovers, um das Silvesterfeuerwerk zu genießen.

Das Ihmezentrum wurde Anfang der 1970er-Jahre als „Stadt in der Stadt“ erbaut. Foto: Daniel Düsterdiek/stockAdobe.com
Das Ihmezentrum wurde Anfang der 1970er-Jahre als „Stadt in der Stadt“ erbaut. Foto: Daniel Düsterdiek/stockAdobe.com

Titelbild: Blick vom Kronsberg auf Hannover
Foto: Emil Lazar/stockAdobe.com