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Leibniz Universität

Foto: Jo.PinX/stockAdobe.com

Die Leibniz Universität – global denken, interdisziplinär forschen

Wer sich auf ein Universalgenie wie Gottfried Wilhelm Leibniz beruft, muss schon breit aufgestellt sein. Das ist in Hannover der Fall, denn mit 83 Studiengängen in neun Fakultäten ist die Leibniz Universität ­Hannover gut sortiert. Wer zu den neun führenden technischen Universitäten in Deutschland (TU9) gehören will, muss Qualität und Innovation bieten. Dazu gleich mehr. Und wer zentrale Zukunftsaufgaben nach­haltig, friedlich und verantwortungsbewusst lösen will – den Anspruch hat die Leibniz Universität – braucht ­Wissenschaftsreflexion und -transfer. Genau das ist einer der fünf Schwerpunkte in Hannover. Und genau dazu entsteht in der Nordstadt ein neues Forschungshaus.

Die Erwartungen in wissenschaftliches Wissen ist bei allen Zukunftsfragen vom Klimawandel über die Welternährung und Energieversorgung bis zum Wassermangel und der ­Gesundheitsvorsorge immens. Es kommt auf die Vermittlung an, auf die Transfers, denn die Bildungs- und Infor­mationsdefizite rund um den Globus sind groß.

Neuer Bau in der Nordstadt: Forum Wissenschaftsreflexion

Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, ist daher von dem neuen Projekt sehr angetan: „Ich freue mich sehr über diesen Erfolg unserer Geistes- und Sozialwissenschaften, und es macht mich stolz, dass wir als Leibniz Universität Hannover gemäß unseres Profils und Bestrebens nun als einzige Universität im TU9-­Verbund auch einen geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsbau haben.“ *

In den neuen Forschungsbau „Forum Wissenschaftsreflexion“ werden folgende Forschungsgruppen und -einrichtungen einziehen:

  • die Forschungsgruppe Wissenschaftsphilosophie, die insbeson­dere mit und über die Lebens-, Natur- und Technikwissenschaften forscht,
  • die Forschungsgruppe Soziologische Wissenschafts- und Hochschulforschung, die sich auf sozialstrukturelle und makrosoziologische Fragen konzentriert,
  • das Centre for Ethics and Law in the Life Sciences (CELLS), ein interdisziplinäres, gemeinsames Forschungsinstitut mit der Medizinischen Hochschule Hannover, das vorwiegend über ethische und rechtliche Fragen der Lebenswissenschaften arbeitet,
  • das Leibniz Center for Science and Society (LCSS), dessen Forschungsfokus auf den Wechselwirkungen zwischen Hochschule und Wissenschaft und Gesellschaft liegt,
  • das von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderte Gra­duiertenkolleg „Integrating Ethics and Epistemology of Scientific Research“,
  • die LCSS-Graduiertenschule „Wissenschaft und Gesellschaft“.
Der Campus Maschinenbau stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Leibniz Universität Hannover dar. Er war die größte Neubaumaßnahme der Universität, welche nach knapp vier Jahren Bauzeit abgeschlossen wurde. Foto: guentermanaus/stockAdobe.com
Der Campus Maschinenbau stellt einen Meilenstein in der Geschichte der Leibniz Universität Hannover dar. Er war die größte Neubaumaßnahme der Universität, welche nach knapp vier Jahren Bauzeit abgeschlossen wurde. Foto: guentermanaus/stockAdobe.com

Wie alles begann – das Welfenschloss

Der schmucke Forschungsbau mit fünf Geschossen und 2.000 Quadratmetern hat die Adresse Im Moore 23 und liegt somit nur wenige Schritte vom Hauptgebäude entfernt, dem repräsentativen Welfenschloss. Georg V. hatte es 1855 in Auftrag gegeben, weil er eine ­Sommerresidenz brauchte. Die Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen elf Jahre später kam dazwischen, doch konnte 1879 endlich die Königliche Technische Hochschule hier einziehen. Sie war als Höhere Gewerbeschule schon 1831 von Karl Karmarsch gegründet worden – mit 64 Schülern. Was daraus geworden ist, verschlägt einem fast den Atem (s. Infokasten). Schon 1921 gab es die drei Fakultäten für Mathematik und Naturwissenschaften, für Bauwesen und für Maschinenbau. 1991 ­waren erstmals mehr als 30.000 Studierende eingeschrieben – was für ein Erfolg! Im Welfenschloss befindet sich der Hauptsitz der Universität. Wer die zentrale Halle betritt, findet eine aufschlussreiche Ausstellung über den Namensgeber Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), der die meiste Zeit seines Lebens in Hannover verbrachte. Als anregenden Gesprächspartner wusste etwa Königin Sophie Leibniz sehr zu schätzen. Die beiden schritten oft durch den von ihr angelegten Großen Garten in Herrenhausen.

Schwerpunkte für die Welt von morgen

Leibniz‘ umfangreicher Schriftwechsel ist immer noch nicht vollständig ausgewertet. Seine Verbindungen weltweit sind beispielhaft, seine Neugier, auf allen Gebieten zu forschen, ist ansteckend. So ist es kein Wunder, dass die Leibniz Universität neben der erwähnten Wissenschaftsreflexion noch folgende vier Forschungsschwerpunkte zu bieten hat:

  • Biomedizinforschung und -technik
  • Quantenoptik und Gravitationsphysik
  • Optische Technologien
  • Produktionstechnik


Heute messen sich Forschungseinrichtungen weltweit in ihrem Tun. Dabei vorn zu liegen, innovativ zu sein und attraktiv für Forschende, Lehrende und Studierende, ist eine umfassende Aufgabe. Hannover ­gelingt das einerseits durch die Qualität des Angebots, andererseits durch die „weichen Faktoren“. Dazu zählen das Grün in der Stadt, Kunst und Kultur mit großen Angeboten, Theater und Musik sowie auch relativ günstige Wohnmöglichkeiten. Eine spontane Umfrage bei ausländischen Studierenden in der Aula des Welfenschlosses, ergibt ­dieses Bild:
Jonathan (23 Jahre), Student im Maschinenbau, aus Südafrika: „Ich mag diese Stadt, die Leineauen, den Maschsee; da kann ich sitzen und lernen, niemand stört mich.“
Anna (21 Jahre), Architekturstudentin aus Belgrad: „Für mich sind die Verbindungen zu den anderen Studierenden wichtig. Ich habe hier schnell ein Netz aus Freunden gefunden.“
Nawid (26 Jahre) aus Syrien: „Bauingenieur zu werden, ist für mich das Größte. Das kann ich hier alles verwirklichen. Ich bin dankbar, der Stadt und der Uni.“
Jessica (25 Jahre) aus Tel Aviv: „Philosophie in Deutschland zu studieren, war mein Ziel. Hannover ist dafür ideal, ich fühle mich Hannah Arendt nahe, die hier geboren wurde, und von der soviel Wahrhaftiges überliefert ist.“

Welche Fachrichtungen sind gefragt? Die von den Studierenden am stärksten belegten Fächer sind Philosophie, Elektrotechnik und Informatik, Naturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau. Bauingenieurwesen und Geodäsie, Mathematik und Physik sowie Architektur und Landschaft folgen. Den höchsten Frauenanteil hat die Philosophische Fakultät (64 Prozent), den geringsten die Elek­trotechnik (15 Prozent). Ausländische Studierende strömen vor allem in den Maschinenbau und die Elektrotechnik (je etwa 35 Prozent). Es gibt elf rein englischsprachige Studiengänge sowie vier mit englischsprachiger Vertiefung. Sechs bilinguale Studiengänge ergänzen das ­Angebot. Rein Englisch ist zum Beispiel die Fachrichtung Energy Technology.

Foto: Gorodenkoff/stockAdobe.com
Foto: Gorodenkoff/stockAdobe.com

Energy Technology: Erst in Finnland, dann in Hannover

Guiseppe Aracon aus Peru hat diesen Weg zum viersemestrigen ­Studium mit Abschluss Master in Energy Technology beschritten. Das erste Jahr wird an der Lappeenranta-Lahti-University of Technology in Finnland unterrichtet. „Das war spannend in dieser Umgebung so weit im Norden Europas mit den langen dunklen Wintern“, sagt er. „Aber ich mochte die Projektarbeit, irgendwie locker.“ Jetzt hat er in Han­nover seine Masterarbeit geschrieben. „Der zweite Teil des Studiums in Hannover ist pure Freude, aber auch sehr viel Arbeit“, stellt Aracon fest. Energy Storage und Energy Efficiency sind seine Schwer­punkte. „Ich habe hier kompetentes Fachwissen und den Austausch mit ­Studenten aus anderen Ländern, einfach optimal“, betont der 28-Jäh­rige. Sein Deutsch hat sich auch verbessert. Wo er einmal arbeiten wird, weiß er noch nicht. Afrika reizt ihn.

Spannend sind auch die drei Schulen, die zur Universität gehören. Es geht um Lehrerfortbildung. Das ist zum einen die Leibniz School of Education. Neu eingerichtet wurde darin das Kompetenzzentrum ­Robotik, das den Masterplan Digitalisierung an den Schulen unterstützt. Die Leibniz Forschungsschule Optik und Photonik erhält einen neuen Forschungsbau im Wissenschaftspark Hannover-Marienwerder. Die QUEST Leibniz Forschungsschule befasst sich mit Raum-Zeit-Forschung und Quanten. Dabei werden die Aktivitäten verschiedener Fakultäten koordiniert.

Was dann den Austausch von Wissen, den Dialog mit der Öffentlichkeit angeht, dazu spielt ein anderes Schloss eine wichtige Rolle: Schloss Herrenhausen. Es liegt – über den Georgengarten verbunden – ganz in der Nähe und bildet den Eingang zum Großen Garten. In dem Schloss veranstalten die Universität und die Volkswagenstiftung, in Hannover ansässig, regelmäßig Kolloquien. Ein Ort der Inspiration, den schon Leibniz zu schätzen wusste.

Information

  • 29.433 Studierende, davon 42 % weiblich sowie 15 % Bildungsausländerinnen und -ausländer aus 117 Ländern
  • 5.203 Beschäftigte davon 3.361 in Forschung und Lehre, worunter sich 357 Professorinnen und Professoren befinden
  • 5.040 Abschlüsse im Jahr sowie rund 350 Promotionen
  • 143,2 Mio. Euro Drittmittelerträge, davon 56,1 Mio. Euro der Deutschen Forschungsgemeinschaft
  • Größte Standorte sind Schneiderberg, Welfengarten, Garbsen und Marienwerder, Königsworther Platz und Herrenhausen mit insgesamt 351.646 Quadratmetern Nutzfläche, insgesamt 162 Gebäude
  • Mit 134 Hochschulen aus aller Welt pflegt die Leibniz Universität Partnerschaften und Kooperationen in Forschung und Lehre
  • Was studieren die Bildungsausländer vornehmlich? Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau, Bauingenieurwesen und Geodäsie
    Mehr unter www.uni-hannover.de

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